Diese Platte steht völlig zu Recht ganz oben im METAL HAMMER-Soundcheck dieser Ausgabe. Denn die Georgia-Synästhetiker Baroness fahren ein Paket auf, das es in sich hat – so belassen sie es diesmal nicht (wie bei ihrem 2007er-RED ALBUM beziehungsweise dem 2009er-THE BLUE RECORD) bei einer Farbe, sondern legen mit YELLOW & GREEN gleich ein überaus schillerndes Doppelalbum vor. Das Werk zählt optisch wie musikalisch zum Besten, was die Savannah-Bande je geschaffen hat.
Gleich zu Beginn zeigt das in zwei Neun-Song-Blocks unterteilte Epos, wohin die Baroness-Reise diesmal geht. Der YELLOW-Opener ‘Take My Bones Away’ ist eine Hymne mit absolutem Mainstream-Potenzial – in instrumentalen Belangen aufs Wesentliche beschränkt und dank John Baizleys Klargesang überaus eingängig. Das nachfolgende ‘March To The Sea’, im Vergleich zum ersten Song über den größeren Melodienschatz verfügend, ist mit handfesteren Vocals ausgestattet und daher kantiger. Ätherisch und zart sind die nächsten beiden Stücke, ‘Little Things’ und ‘Twinkler’, während ‘Cocainium’ eine starke Siebziger-Schlagseite aufweist. Das letzte Drittel des YELLOW-Teils hingegen geht in eine modernere Richtung und besticht durch sein Alternative Rock-Flair mit sporadisch eingestreuten Progressive-Elementen.
Ähnlich prägnant startet auch der GREEN-Sektor: Der erste Track ‘Board Up The House’ hat sogar echtes Rock am Ring-Format. Danach ändert sich die Stimmung, die Songs werden sanftmütiger und wirken dadurch um einiges introvertierter. Da Tracks wie ‘Collapse’ nicht vollgepackt sind mit Riffs und Trommelwirbeln sondern sehr reduziert bleiben, entwickelt sich viel Raum zum Atmen. „Schweben statt brettern“ lautet das Credo in diesem Abschnitt des Doppelalbums. Zum Abschluss bäumen sich Baroness schließlich noch einmal auf: In ‘The Line Between’, dem letzten Song vor dem Outro, ziehen sie das Tempo an und schließen damit galant den Kreis zum markanten Eröffnungsstück ‘Take My Bones Away’.
Ein Schachzug, der vor allem eines deutlich macht: Baroness untermauern auf YELLOW & GREEN nicht nur ihren Ruf als Meister der Weiterentwicklung, sondern katapultieren sich auch dank der wohlüberlegten Aufteilung und Anordnung der Songs und dem (erneut) herrlich organischen Sound von John Congleton in eine andere Liga. Für Schreie und Raubeinigkeit ist zwar kein Platz mehr, doch das ist zu verkraften. Denn wie Baizley selbst ganz richtig sagt: „Die Wut ist nicht verschwunden, sie zeigt sich nur in einer anderen Form.“
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