Es gibt Headbanger, die Tiamat schon längst abgeschrieben haben – weil der Band die Härte früherer Tage fehlt. Daran, soviel vorweg, ändert auch THE SCARRED PEOPLE nichts. Tiamat deshalb aufs Abstellgleis zu schieben, ist dennoch falsch. Denn obwohl der Stil der Schweden wenig mit Brachialkultur zu tun hat, versprüht er doch eine ganz besondere Atmosphäre, die sich am ehesten als „Hippie-Düsternis“ kategorisieren lässt.
Etliche Songs von THE SCARRED PEOPLE sind klassisches Tiamat-Futter, also von den altbekannten Merkmalen „Laut/Leise-Kontrast“, „markanter Refrain“ und „Verspieltes im Zwischenteil“ geprägt. Der Opener ist ein gutes Beispiel dafür, aber auch ‘Love Terrorists’ oder ‘Thunder & Lightning’. Doch daneben hält das Album auch Außergewöhnliches bereit: die spacigen Sounds in ‘384 – Kteis’ etwa, oder auch die flirrenden Gitarrenpassagen in ‘The Sun Also Rises’. ‘Messinian Letter’ trägt zu Beginn Southern Rock-Züge, bevor Seventies-Flair das Regiment übernimmt, während die packende Finsterballade ‘Radiant Star’ im Solo einen Schwenk zum Classic Rock hinlegt.
Hier wird deutlich, welcher Maxime Johan Edlund & Co. heutzutage folgen: Veränderung muss nicht unbedingt radikal sein, sondern kann auch im Kleinen oft große Wirkung zeigen.
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