Momentan ist Toschie primär der Sänger von Audrey Horne, einer in Norwegen schon ziemlich erfolgreichen Alternative Rock Band mit Musikern unter anderem von Enslaved, Sahg und I. Seit vielen Jahren ist er aber auch Tätowierer und daher ein ziemlich visueller Mensch.
Das schlägt sich natürlich auch in den Texten nieder, die er für Audrey Horne und aktuell besonders für ihr zweites Album LE FOL geschrieben hat. „Ich möchte keine klaren Geschichten erzählen, sondern eine Stimmung schaffen. So wie die Musik vorher Bilder bei mir erweckt hat, sollen meine Worte den Hörer in eine gewisse Stimmung versetzen.“
Eine Stimmung, deren düstere Räume der Hörer selber mit Details füllen kann und muss. Genau hier schließt sich dann auch der Kreis zu David Lynch, der mit Filmen wie ERASERHEAD (1977), LOST HIGHWAY (1997) oder INLAND EMPIRE (2006) zur Ikone der düster-verschrobenen, aber immer wegweisenden Filmkunst geworden ist. Seine Filme sind finster, fordern den Konsumenten allerdings auch heraus: Er selber muss den Film mental bearbeiten, sich mit dem Gezeigten auseinandersetzen, anstatt nur zu konsumieren.
„In diesem Punkt sind wir David Lynch eigentlich ziemlich ähnlich,“ gibt Toschie zu. Er ist kein riesiger Fan von dessen Filmen, doch der Aspekt der Offenheit ist ganz nach seinem Geschmack. „Lynch gibt seinen Zuschauern nicht einfach eine Geschichte vor, die diese schlucken müssen wie sie ist. Jeder kann die Filme anders interpretieren – genau wie unsere Texte.“
So bleiben auch bei seiner Musik die Bilder das wichtigste für den Tätowierer, der zwischen dem Tätowieren und dem Textschreiben starke Parallelen sieht – bei beidem stehen Bilder über einer klaren Bedeutung und sind wichtiger, als eine erzählte Geschichte.
Da wundert es auch niemanden, dass die Videos von Audrey Horne eine enorme optische Balance und Kraft haben. Stupide eine rockende Band zu filmen und sich damit selbst zu genügen, kommt nicht in die Tüte. Das zeigen sowohl die alten Clips ‘Confessions And Alcohol’ und ‘Dead’, als insbesondere auch das aktuelle Video ‘Threshold’.
„In Videos ist es natürlich noch besser möglich, die visuelle Seite der Band zu betonen. Deshalb sind sie uns auch sehr wichtig,“ erklärt Toschie, der gerne noch viel mehr an der Verflechtung von Film und Musik arbeiten würde. Auch ein Soundtrack wäre denkbar – aber wahrscheinlich nicht für den Namen-spendenden David Lynch. „Die Art seiner Filme passt nicht wirklich zu unserer Musik – und umgekehrt. Aber wenn er fragen würde, wäre das sicher eine interessante Aktion.“
Doch bevor es so weit ist, stehen erstmal weltlichere Dinge für die aufsteigende Band an: Touren, Festivals spielen, Interviews geben. Der alltägliche Wahnsinn einer Band auf dem Weg nach oben halt.