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Eisregen lassen das Kuchenschwein los

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Auch nach eineinhalb Dekaden Bandgeschichte gehen dem „Tod aus Thüringen“ weder die Ideen noch die Puste aus. Gerade mal ein Jahr nach SCHLANGENSONNE veröffentlichen Eisregen mit ROSTROT am 9. Dezember ihr neuntes Album, das erneut von Markus Stock in dessen Klangschmiede Studio E abgemischt wurde, während die Aufnahmen im Studio von Schlagzeuger Yantit stattfanden. Das Studio E bietet denn auch die passende Kulisse für das erste Probehören, und die Auswahl an Requisiten und stilechten Sitzgelegenheiten im direkt daneben gelegenen Antiquitätenlager ist schließlich auch nicht zu unterschätzen, wie die Fotostrecke zeigt…

Alleine die Songtitel verraten schon, dass sich Eisregen auch anno 2011 nicht den Mund verbieten lassen, obwohl die Bundesprüfstelle inzwischen die nächste Indizierung verfügt hat: Jetzt hat es die 1999er-EP FLEISCHFESTIVAL erwischt. Sehr sinnig, nachdem das gute Stück mittlerweile ohnehin nicht mehr erhältlich ist… Auch manche Texte von ROSTROT dürften humorfreie Gesellen ins Schwitzen bringen – alles beim Alten also im Hause Eisregen? Lest einfach unsere ersten Höreindrücke:

Erlösung

Kurzer Opener, dessen betont knappe Instrumentierung (Tastenklänge, sparsame Percussion) von flüsterndem Gesang begleitet wird. Wiegt in falscher Sicherheit…

Schakal: Ode an die Streubombe

…denn der zweite Song mit der geschmackvollen Huldigung im Titel brettert in Highspeed über einen hinweg. Markus Stock hat einen fetten Sound zurechtgeschraubt, dem maximalen Ausschlag auf der Aggressionsskala steht hier also nichts im Weg. M. Roth weckt mit fiesem Kreischgesang Erinnerungen an alte Tage.

Madenreich

Dieser Song findet sich nicht nur auf ROSTROT, sondern in einer alternativen Version auch auf der streng limitierten EP MADENREICH – EIN STÜCK ROSTROT (VÖ: 19. November). Nach einem fast loungig anmutenden Beginn zeigt spätestens der Refrain, dass dieser Song zukünftig live kommen muss: Eisregen präsentieren ihre „tanzbare“ Seite. Der Refrain geht sofort ins Ohr, entzieht sich aber durch die kranke Melodik, die Eisregen so herrlich draufhaben, jeglicher Gefahr, „zu nett“ zu klingen. Eines der Album-Highlights.

Ich sah den Teufel

Grundsätzlich eher getragen, auch wenn der Song gegen Ende an Fahrt aufnimmt. M. Roth singt klar und betont dramatisch über einen Serienmörder mit Metzelblockade (endlich verleiht jemand dieser ernsten Problematik eine Stimme!), das Keyboard sorgt für einen düsteren melancholischen Unterbau.

Blutvater

Der auf den ersten Durchlauf dank seiner eigenwilligen Rhythmik wohl uneingängigste Song des Albums, in den man sich erst ein wenig reinhören muss. Grundsätzlich: das volle Brett und eine kleine Zeitreise in die extremsten Eisregen-Tage.

Bewegliche Ziele

Geht eher schleppend-getragen zu Werke, Gitarre und Keyboard sorgen für einen düsteren Unterbau, während der Text eine für Eisregen ungewöhnliche Geschichte über einen misslungenen Bankraub erzählt. Das finstere Ende wird mit entsprechend melancholischer Musik untermalt.

Kathi das Kuchenschwein

Hier klären die Thüringer gleich zwei Mysterien auf. Ja, es gibt einen Gott, und zweitens: Er hasst die Menschen, deshalb hat er so viele davon dick gemacht. Nach einem fiesen Sample gibt es die extra sahnige Portion Ironie, indem ʻKathiʼ zuweilen in seiner tanzbaren Eingängigkeit fast schon wie ein pervertierter Schlager auf dem Metal-Trip anmutet.
Wechselbalg

Umso extremer präsentieren sich Eisregen im nächsten Stück, das zwischen groovig-eingängigen Parts und kurzen Highspeed-Ausbrüchen wechselt.

Fahles Roß

Düsterer Anfang mit einer schön kranken Melodie, der später zu krassem Gebretter ausschlägt. Der Gesang ist, wie von jüngeren Alben bekannt, deutlich variabler als in den Anfangstagen: Von melodischen Vocals über Gekeife bis hin zu extremen Schreien wird die ganze Palette durchexerziert.

Rostrot

Mit dem Titelsong steht als Rausschmeißer ein weiteres Highlight zu Buche: Der tiefe, klare Gesang am Anfang weist fast schon Schmalzfaktor auf, aber natürlich immer mit dem Eisregen-typischen ironischen Unterton. Obwohl ʻRostrotʼ auf der Aggressionsskala recht weit oben ansetzt, geht er sofort ins Tanzbein und ins Ohr, wo er seine kranke Brut sät. Das muss live kommen!

Ich, Zombie

„Wir wollten mal so ein Lied machen wie Crematory“, sorgt M. Roth mit hämischem Grinsen im Gesicht für Schockstarre. Aber keine Sorge: Der Bonustrack der EP wechselt zwischen eingängigen Passagen, schleppend-düsteren Parts und kurzen „Holen wir doch mal die Lunge ans Tageslicht“-Einschüben. Puh, Glück gehabt…

Fazit:

Auf ROSTROT präsentieren Eisregen eine gute Mischung aus  extremen Songs und eingängigen, melodischeren Tracks, natürlich immer mit dem schwarzen Humor und dem Grad an „Sickness“, den Fans an den Thüringern schätzen.

Natürlich hatten Eisregen auch eine Menge zu erzählen: unter anderem über ihre Vietnamkriegstraumata, ihre guten Freunde bei der Bundesprüfstelle und die nicht nachvollziehbare Knuddelwut mancher optisch benachteiligter Fans. Das alles könnt ihr im nächsten METAL HAMMER lesen.

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